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Der BachChor Lüneburg

Große Offenheit für musikalische Stilrichtungen von der Renaissance bis zur zeitgenössischen Klassik ist ein wichtiges Merkmal des BachChor Lüneburg. Seit August 2024 leitet Frauke Heinze den Chor in diesem Sinne. Mit der Auswahl von anspruchsvollen Raritäten internationaler Musikliteratur hat sich der BachChor in den Jahren unter der Leitung von Deborah Coombe ein abwechslungsreiches Repertoire aufgebaut, das nun mit neuer Chorleitung weiter gepflegt und aktualisiert wird.

Das jährliche Frühjahrskonzert mit weltlich geprägter Musik findet an verschiedenen Spielstätten in Lüneburg oder im Landkreis statt, das zweite große Konzert des Jahres mit Schwerpunkt auf — auch zeitgenössischer — Kirchenmusik gibt der Chor überwiegend in der Lüneburger Kirche „St. Nicolai“.

Regelmäßig beteiligt sich der Chor in unterschiedlichen Konstellationen an der musikalischen Reihe „Musik zur Marktzeit“ und an einem Kantaten-Gottesdienst. Auch Musik-Projekte einzelner Chormitglieder werden gern vom Chor und der Chorleiterin aufgenommen: für den jährlich stattfindendem „Tag des Offenen Denkmals“ studieren einige Sänger:innen sehr lustvoll ein selbst konzipiertes Crossover-Programm ein, dessen Musiktitel sich am jeweiligen Motto der Veranstaltung orientieren.

Der Chor legt großen Wert darauf, Stücke zeitgenössischer Komponisten klassischer Musik zu singen und damit auch selten gespielte Kompositionen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Engagements sowohl junger als auch erfahrener professioneller Musiker:innen für seine Konzerte trägt der Chor seinen Teil zur lebendigen Musik-Szene Lüneburgs bei. Aus diesem Ansatz entwickeln sich abwechslungsreiche, überraschende Konzerte mit Chormusik, Instrumental-Stücken und Solo-Partien — zur Freude des Lüneburger Publikums.

Musikalische Leitung

Frauke Heinze leitet seit August 2024 den BachChor Lüneburg.

Sie singt seit Kindertagen im Chor und entdeckt als Teenager die Klassische Musik mit Werken von Johann Sebastian Bach, der sie bis heute in ihrem musikalischen Alltag begleitet.

Die Entscheidung in der Bach-Metropole Leipzig zu studieren fällt leicht: „Primär war es die Musik. Dort konnte ich viel Repertoire kennenlernen: es gibt das Gewandhausorchester, das MDR-Rundfunk-Orchester, den Thomanerchor, viele andere Chöre und ein großes Angebot von neuer Musik, Jazz. Es wird auf hohem Niveau Musik gemacht.“

Musikwissenschaft und Geschichte sind Frauke Heinzes ersten Studiengänge in Leipzig, außerdem belegt sie die Fächer Schulmusik und Chordirigieren.

Neben dem Studium arbeitet sie als Studentische Hilfskraft im Bach-Archiv, wo sie zunächst an der Entwicklung des Online-Portals www.bach-digital.de beteiligt ist. Nach ihrem Magister in Musikwissenschaft übernimmt sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bach-Archiv für mehr als sieben Jahre die Basisarbeit am dritten, aktuellen Bach-Werkeverzeichnis . „Ich habe jedes Bach-Werk gehört, die Noten in der Hand gehabt und die Quellen verifiziert – das war mein Job. Ich hatte sogar eine Doktorarbeit angemeldet, als ich im Bach-Archiv arbeitete, aber irgendwann festgestellt: das Dirigieren lässt mich nicht los. Dann hat mein Herz entschieden: Eine Promotion kann ich auch noch mit sechzig schreiben, aber später studiere ich nicht noch mal Chordirigieren.“

Ihre Entscheidung fällt zu Gunsten der musikalische Praxis – also einer Laufbahn als Dirigentin und Chorleiterin. Dafür findet Frauke Heinze in Howard Arman, dem damaligen Chefdirigenten des MDR-Rundfunk-Orchester mit Lehrstuhl in Luzern, den perfekten Mentor. „Ich bin bis heute dankbar für diese Zeit, weil er der beste Lehrer war, den ich jemals hatte und auch jemals bekommen werde! Er konnte alles abdecken: von alter Musik bis zur zeitgenössischen Oper hat er alles behandelt und selbst dirigiert. Davon konnte ich enorm profitieren.“ Bei Arman schließt sie ihr Studium mit dem Master in Chor- und Orchesterdirigieren ab und vertieft Letzteres mit einer einjährigen Weiterbildung ebenfalls an der Hochschule Luzern. Schon während des Master-Studiums setzt sie ihre Kenntnisse mit zwei Chorleitungen in die Praxis um.

2017 kommt sie nach Lüneburg. Hier tritt sie die Stelle als Kantorin der Singschule in St. Johannis an. „Es ist ja schon witzig, dass sich mit Leipzig und Lüneburg als zwei meiner wichtigsten Wirkungsstätten auch Verbindungen zu Bach ergeben. Für mich schließt sich da ein Kreis mit meiner Stelle an der Johanniskirche.“

Ein neuer Kreis öffnet sich mit der musikalischen Leitung des BachChor Lüneburg. „Das Profil des Chores hat mich sehr gereizt: zu sagen, wir pflegen die Musik der Bach-Familie, auch Alte Musik, aber wir kümmern uns genauso um aktuelle Musik. Das macht nicht jeder Chor; man muss sich schon trauen, so ein Repertoire zu singen. Wir alle wollen doch, dass neue Musik komponiert wird, und so leisten wir im BachChor unseren Beitrag dazu. Außerdem beeindruckt mich diese große Bereitschaft der Sänger:innen sehr, sich musikalisch weiterzuentwickeln – das ist nicht in jedem Chor von Erwachsenen so, das ist schon etwas Besonderes.“

Neben einer gut ausgewogenen chorischen Stimmbildung wird nun in vielen Chorproben klassische Stimmbildung angeboten, die von einer professionellen Sängerin oder einem Sänger parallel zur Probe durchgeführt wird.

Neben der Bach'schen Musik liegt Frauke Heinze die englische Chormusik am Herzen. „Das ist gute Gebrauchsmusik, die meist gern gesungen wird, weil sie ja oft etwas süffiger ist, als die hiesige Musik. Die dritte Säule ist aktuelle Chormusik – sie zu finden, immer neugierig zu bleiben und sie erst mal unvoreingenommen zu hören bzw. in die Noten zu gucken – ja, es macht mir Freude mich damit auseinanderzusetzen und immer wieder neue Musik zu finden, die auch dem Chor Spaß machen könnte.“

Große Werke moderner Chorliteratur zur Aufführung zu bringen – auch Erstaufführungen – ist oft eine Herausforderung: die Kompositionen zu erarbeiten bedeutet häufig für alle Beteiligten Anstrengung und intensive musikalische Arbeit, birgt aber auch tolle Erfolgserlebnisse bei der Bewältigung von rhythmischen oder klanglichen Schwierigkeiten. Eine Herausforderung ist es nicht selten auch für das Publikum, das trotz eines Programms mit unbekannten Werken den Weg ins Konzert findet und sich auf ungewohnte Klangwelten einlässt.

Jeden Montag probt der Chor für die nächsten Konzerte. „Mein Schwerpunkt für die nächste Zeit ist es, den Chorklang rund und schön zu entwickeln. Als Chorleiterin höre ich, wo die Einzelnen unterwegs sind, welche Unterstützung eventuell noch von mir benötigt wird. Es ist ein schönes Arbeiten – ich freue mich immer auf die Proben!“

Ehemalige Chorleitungen

1993 - 2024     Deborah Coombe

Mit ihrem großen Interesse an zeitgenössischer, klassischer Chorliteratur und profunder Kenntnis ungewöhnlicher, selten gespielter Musikwerke, prägt sie das Repertoire des heutigen Chores.
Von 1988 bis 2016 hatte sie die Chordirektion am Theater Lüneburg inne und leitete neben dem BachChor auch Kinder- und Jugendchöre an der Musikschule Lüneburg. Sie ist weiterhin als Musikerin in unterschiedlichen Projekten tätig.

 

1983 - 1993    Detlef Schult (✧2013)

Der Musiklehrer und Gründer der Jazz-Big-Band „Blechschaden“ übernahm die Leitung von Andrew Ollivant. Er konzipierte die ersten Bach-Chor-Konzerte mit ungewöhnlichen Dramaturgien. 

 

1981 - 1983    Andrew Ollivant


Nach seinem Engagement als Chordirektor am Theater Lüneburg leitete er verschiedene professionelle Chöre in Deutschland, von 2005 bis 2018 arbeitete er als Chordirektor an der Oper Köln.

 

1976 - 1981    Winfried Fechner

Er gründete den Bach-Chor Lüneburg. Als Musikredakteur war er 25 Jahre beim WDR tätig, deren Rundfunkorchester er anschließend managte. 2013 übernahm er für zwei Jahre die Leitung des Silcher Chors, dem bereits Anfang der 80-ziger Jahre für kurze Zeit vorstand.

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